Interview mit Alexx
RB: Erstmal aus persönlichem Interesse, was ist dein ausbildungstechnischer
und professioneller Hintergrund? Lehre oder Studium?
Alexx: Ich habe Geschichte & Germanistik studiert, damals noch
auf Magister. (lacht) Zieh die Augenbrauen nicht so hoch, das ist
als solches keine Leistung. Danach habe ich Medienmarketing studiert.
Seitdem arbeite ich als Rockstar und Fernsehmoderator.
RB: Du hast vorhin beim Konzert erwähnt, dass du vor Jahren
mit Megaherz
hier gespielt hast. Was bedeutet dir das noch?
Alexx: Ja, 5 Jahre ist das jetzt her. Seitdem gibt es Eisbrecher.
Du, ganz ehrlich, ich habe keine Sekunde bereut. Megaherz
ist Teil meiner Geschichte und damit meiner eigenen Identität,
ob ich das nun will oder nicht. Ich bereue überhaupt ganz allgemein
keine Entscheidung, die ich bewusst getroffen habe.
RB: Wie viel von Eisbrecher
bist Du, wie viel von Dir ist Eisbrecher?
Alexx: Uff. Also erstmal ist das abseits der Bühne ja nicht
nur mein eigenes Ding. Da bin ich einer von Zweien, der Andere ist
Noel. Auf der Bühne sieht das nochmal anders aus, da bin ich
nur ein Fünftel. Wenn nicht weniger. Neben den Musikern kommt
ja noch der Sound dazu, das Licht und überhaupt. Ich bin ein
Teamplayer, und eine Band funktioniert auch nur als Ganzes. Macht
einer seinen Job nicht, klappt das alles nicht wirklich.
RB: Bleiben wir auf der Bühne. “This is Deutsch”
ist ja ganz eindeutig ein gesellschaftskritischer Song. Denkst du,
ihr könnt damit tatsächlich was bewegen?
Alexx: Erstmal danke, danke, dass das jemand bemerkt. Ja, “This
is Deutsch” ist ein kritisches Lied, es versucht allerdings
zu differenzieren. Ich denke, wir bewegen dadurch, dass wir auffallen,
dass der Song gespielt wird auf unzähligen Tanzflächen.
Differenziert ist er übrigens, weil er auf der einen Seite
eine klare Hommage ist an Deutsch Amerikanische Freundschft, an
And One an Kraftwerk, an Deutschland selbst und die Neue Deutsche
Welle. Es gibt eine Menge Gutes darüber zu sagen, aber auf
der anderen Seite muss man auch mal locker sein, sich mal gehen
lassen.
RB: Bist du politisch aktiv?
Alexx: Freilich, ich bin Mitglied einer Rockband.
RB: Ok, ich formulier’s anders: Könntest du dir zum
Beispiel vorstellen, einmal die Rolle des Bruders Barnabas auf dem
Nockerberg zu übernehmen?
Alexx: Nein, nie, dafür fehlt mir das schauspielerische Talent.
Aber ich habe großen Respekt vor denjenigen, die das auf sich
nehmen. In der Regel gefällt mir das auch ganz gut. Letztes
Jahr fand ich es irgendwie nicht so gut, aber ich finde auch Django
Asül nicht so toll. (zuckt die Achseln)
RB: Von Schauspielern zum Schauspielen. Du gibst auf der Bühne
ja schon “ein bisschen” das Alphamännchen und den
Frauenschwarm, wie viel davon ist gespielt, wie sehr bist du das
tatsächlich?
Alexx: Ich bin auch auf der Bühne 100% ich, vollkommen authentisch.
RB: Was Anderes. Hältst du selbst CDs zu heutigen Preisen
noch für bezahlbar? 18 € für eine CD, das ist ja
schon durchaus eine gewisse Summe.
Alexx: Ich denke, wenn man etwas wirklich haben will, dann wird
man sich auch entsprechend anstrengen oder Entbehrungen auf sich
nehmen, um das zu bekommen. Das ist dann irgendwie auch mehr wert.
Du hast da ne verdammt teure Kameraausrüstung, das war sicherlich
nicht leicht, das zu finanzieren ...
RB: Nein, das nicht :-)
Alexx: Eben.
RB: Aber trotzdem sind CDs in den letzten Jahren immer teurer geworden,
die Leute, insbesondere auch Jugendliche haben aber nicht weniger
Geld. Kannst du es da nachvollziehen oder gar teilweise befürworten,
dass man deine Musik mit Sicherheit auch im Internet finden wird?
Alexx: Nein, auf keinen Fall! Für mich ist das schlicht Diebstahl.
Überleg mal: In so einem Album wie “Sünde”
stecken Monate an Arbeit drin. Und nicht nur, wie bei uns, von zwei
Musikern, sondern auch die ganze Vertriebskette hoch, über
den Produzenten, die Plattenfirma, das Musikstudio, den Distributor,
etc.pp. Die Alle arbeiten daran mit, alle erfüllen eine Aufgabe
und all denen verweigert jemand, der sich unsere Musik irgendwo
zieht, seine Anerkennung. Diebstahl, Punkt.
RB: Ok, schließen wir doch am Ende noch einmal hier an in
Verbindung mit dem Anfang: Wie ist das heutzutage im Indie-Musik-Bereich?
Wie sehr kannst du einfach nur Musik machen und inwieweit ist es
Geschäft?
Alexx: Du, das ist für mich eins. Es interessiert mich ja
auch persönlich. Seit ich den Kram studiert habe und selber
Musik mache, habe ich so viel über dieses Business gelernt!
Dazu kommt, dass ich nicht einfach mit mir Schlitten fahren lassen
will. Es ist einfach ... naja, interessant.
RB: Alexx, ich danke dir für das nette Gespräch.
Alexx: Kein Ding.
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