Jens Friebe

Jens Friebe
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1.
Was soll ein Info zum dritten Album von Jens Friebe an Vorab-Interpretationen denjenigen liefern, die schon beim ersten und zweiten Longplayer den „Katzen-Casanova“, den „Retter vor der Langeweile“, den „größten und schönsten aller Berliner Lethargiker “, die „postfeministische Version vom Geschlechterfrieden“, den „sanften Rebell, die ironische Diva“ als „Deutschlands einzigen Popstar“ inthronisierten? Sollen wir die Frage beantworten, warum im Titel auf dem Cover ein Komma fehlt?

Jens Friebe nähert sich der Realisierung einer musikalisch-literarischen Interpretation seiner/unserer Welt mit viel mehr Erfahrung und Wissen um sich, um die Produktionsmittel, die Wirkung von Worten, die Inszenierung von Bildern, die Gestaltung zeitgemäßer Popmusik.

2.
Friebes drittes Album ist nicht realisierbar gewesen ohne den inzwischen legendären Chris Imler als sein Schlagzeuger, der früher u.a. bei Golden Showers, dann bei Maximilian Hecker und zuletzt live bei Peaches tätig war. Er gibt der Platte das Fundament und trägt Dreck rein. Auch Friebes Stimme wirkt cooler, schmutziger, behält aber trotzdem ihre smarte Lieblichkeit. Zwischen die festen Strände aus Schlagzeug und Gesang schüttete Produzent Berend Intelmann (sonst u.a. lockiger Kopf des Popduos Paula) ein Meer aus Klängen, fast so reich und beweglich wie das echte. Er sorgt dafür.

3.
Jens Friebe bedeutet immer: große Gesten und kleine Geschichten zwischen Nacht und Tag. Um stehende Wendungen dichtet Friebe scheinbar fern liegende Erzählungen über Mädchen und Jungen, über Leben und Tod. „Du freust dich ja gar nicht“ heißt der erste Satz/Titel im Spiel mit den Erwartungen: es geht um schlecht gelungene, aber gut gemeinte Überraschungen und um die Unfähigkeit, sich überhaupt zu freuen. Die Musik meldet mit fröhlich-wütendem Treiben und quietschendem Orgelhook das Gegenteil: puren Überschwang. Dann der Titelsong, ein pompös im Hazlewood-Stil arrangiertes, um düstere Naturlyrik vertieftes Minidrama, das die Teen-Operas der 60er inklusive Autounfall neu interpretiert – mit dem Unterschied, dass es bei Friebe am Ende gut ausgeht und wir froh sind, dass keine minderjährige Verlobte am offenen Grab zusammenbricht.

Nicht so sicher ist der Ausgang in „Neues Gesicht“: „Ich brauch ein neues Gesicht/Sie kommen hinter mir her/Ich brauch ein neues Gesicht/sonst hab ich bald keins mehr“ singt Friebe hier in der Rolle eines B-Movie-Kriminellen, begleitet in rockigem Wave á la Devo. Es steht dem Hörer frei, das Ganze als Metapher für Selbsthass oder ambulanten Schönheitswahn zu verstehen.

Höhepunkt des Albums für viele: „Frau Baron“. Eine Mischung aus Turgenjew und Arztroman. In einer lauen Sommernacht bezahlt ein Bauernsohn seine Pacht auf frivole Weise (eine genderfucking Abwandlung vom `Recht der ersten Nacht`). Ganz affin zum Text beschwört die sanft geschwungene Melodie barocke Pracht. Bestimmt hätte Neil Hannon daraus gerne einen Easy Listening-Hit gemacht. Aber hier wird alles gebrochen durch einen rabiaten Loop und zerstörte Chöre. Hier elektrisiert die Spannung zwischen Energie und Eleganz, die allen Songs eigen ist. Und wer anderes als Jens Friebe könnte eine dermaßen ernüchternde wie emphatische Hymne auf die Schattenseiten des Showbiz, auf die großen und kleinen Lügen auf und vor den Bühnen überall im Lande bringen wie in dem noch heimlichen Hit „HassHassHass“?

4.
Seit „Vorher Nachher Bilder“ und „In Hypnose“ ist Jens Friebe auf verschiedenen Gebieten tätig geworden. Seine BlogKolumne „52 Wochenenden“, die in Teilen schon in der TAZ zu lesen waren, erschien in überarbeiteter Version bei KiWi. Mit dem Buch ist er noch bis Ende 2007, parallel zu anderen Aktivitäten, auf Lesereise. Weiterhin unterstützt er die Band Britta bei Konzerten, er wirkt mit bei der neuen Band der Grether-Zwillinge, „Doktorella“ und bei Justine Electra. Der Figur Johnny aus dem Kerstin Grether-Roman „Zuckerbabys“ hat er für das Hörbuch seine Stimme geliehen. Und er präsentiert sich als Gast-Sänger auf dem Debütalbum des Brockdorff Klang Labor im Titelsong „Mädchenmusik“.

5.
Fassen wir zusammen: Jens Friebe ist der Schöpfer und Interpret zeitgenössischer Popmusik jenseits von Klischees und Konsens. Jens Friebe musste mit seinem neuen Album nichts beweisen. Aber er belegt erneut und eindrucksvoller als zuvor seine solitäre Position in der deutschsprachigen Pop-Landschaft. Oder ganz einfach: Diese Platte blüht! Riechen auch Sie am unverwechselbaren Duft von Friebes romantischen Paranoia-Balladen!

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