zu Gast im Kölner Blue Shell
Wir können alle versuchen, uns unsere Zukunft auszumalen. Und in Träumen schwelgen. Denn es kann so vieles passieren, gut und vielleicht auch nicht so gut. Doch über das viele Nachsinnen und erwartungsvolle Ausmalen der Zukunft lässt sich das Hier und Jetzt viel zu leicht vergessen. Life Is No Movie, das Leben ist kein Spielfilm.
Dirk Darmstaedters aktuelles Album besteht aus Songs über die vielen kleinen und großen Ereignisse im Leben. Das Ganze, das überblickt man eben erst am Schluss, wenn man alles erlebt hat. Man erkennt, wohin Wege führten, die anfangs im Dunklen lagen; sie hatten viele Kurven und Abzweigungen, an denen man sich für eine Richtung entscheiden musste. Die richtige?
Dirk Darmsteadters Songs sind auf dem Weg entstanden: irgendwo zwischen Hamburg und München, Osten und Westen, Proberaum und Küchentisch, Büro und Supermarkt, über Monate und Jahre. Und da waren sie dann plötzlich: so reich, so umfassend - Leben ist, was einem begegnet. Also hören wir Bongos, Orgeln, Backing-Vocals, Gitarren, Glocken und Echos, Echos, Echos… Yeah, pop music is such a great, great concept!
Der Hamburger Vorstadtregen klopfte unablässig ans Fenster, während Dirk den Großteil der Musik (Gitarre, Bass, Melodika, Mundharmonika, Klavier, Flöte, Ukule etc.) in seinem Homestudio eingespielt hat. Man kann das atmosphärische Regentropfen-Trommeln in vielen Songs hören, zum Beispiel in „Moving Satellites“, dem Song über das Erwachsenwerden von Dirks Tochter Marie-Delphine (übrigens die Background-Stimme in „Suitcase Heart“).
Für das rhythmische Trommeln war wieder Musiker und Freund Lars Plogschties (Schlagzeug, Percussion und manchmal sogar eine Teekiste) zuständig. Mit einfühlsamen Harmonium-Parts meldet sich mit Paul Hiraga ein weiterer langer Weggefährte aus Seattle im letzten Titel („When I Die") des Albums. Downpilot, Hiragas Bandprojekt, war eine der ersten Bands aus den USA, die auf Tapete Records eine neue Heimat fanden. Vertraut sind auch die Klänge der alten Tasteninstrumente aus der Dorfkirche in Cambridge, eingespielt von Multiinstrumentalist Lee Russel, bei dem Darmstaedter den Album-Vorgänger „Our Favorite City“ aufgenommen hat. Zu Hören zum Beispiel in „All Summer Long“. Erzählt wird von zwei alten Freunden, die sich nach langer Zeit erneut begegnen und feststellen, wie wenig Ihnen von den Träumen, die sie einst hatten, geblieben ist… Das Rad des Schicksals dreht und dreht sich unablässig weiter wie ein Riesenrad („When the world turned like a ferris wheel you forgot to step inside.â€