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Kennt ihr das auch?
Also wenn ich zu einem mir noch unbekannten Club fahre und ich ihn
nicht gleich finde, werde ich nervös. Aber so richtig. Ich
könnte dann sogar Kaffee nervös machen. Keine schöne
Sache für Mitreisende. Vielleicht besuche ich deswegen viele
Konzerte alleine.
Ganz so nervös war ich am 11.04.1010 dann
doch nicht, obwohl ich eine Ausfahrt zu früh die Autobahn verlassen
hatte. Doch mein gesunder Orientierungssinn und drei Thermoskannen
Kaffee ließen mich ohne Umwege, jedoch reichlich nervös
und mit einem gewissen inneren Druckgefühl, zur Frankfurter
Batschkapp gelangen.
Es war noch früh am Nachmittag. Einige Anwohner des angrenzenden
Wohnblocks standen auf. Oder machten sich schon wieder fertig für
die Nacht. So genau konnte ich das nicht erkennen. Ich hatte für
eine genauere Recherche ja auch kaum Zeit, da vor dem Konzert noch
ein Interview mit Guido von den Donots anstand.
Die ersten Fans belagerten bereits jetzt die Eingangstore der Batschkapp,
um am Abend im ausverkauften Club einen guten Platz zu ergattern.
Als dann um 20 Uhr die ersten Gäste eingelassen wurden, stürmten
zuerst die jungen- natürlich weiblichen- Fans in die vorderen
Reihen. Einige von ihnen hätten sicherlich nichts dagegen gehabt,
den Abend als Groupie gemütlich ausklingen zu lassen. Aber
weder die Vorgruppe Royal Republic (großartige und lautstarke
Punk ´N´Roll-Band aus Schweden) noch die Donots gingen
auf die Angebote ein. Jedenfalls nicht on stage. Der Donots-Sänger
Ingo wies lediglich darauf hin, dass wenn er zwanzig Jahre jünger
wäre, er es sich durchaus vorstellen könnte, dem Werben
der Mädchen nachzugeben. Und das, obwohl er dann immer noch
etwa 40 Jahre älter als sie wäre.
Neben den schlagfertigen Sprüchen gab es auch über die
Musik des Abends nur Positives zu berichten, da die Donots die Songs
des neuen Albums live grandios umsetzen konnten. Bei einigen Liedern
kam ein Freund der Band als dritter Gitarrist auf die Bühne
und auch die Mandoline fand an diesem Abend ihre wahre Bestimmung.
Sowohl die Fans der rockigeren als auch die der ruhigeren Songs
kamen bei dem Konzert voll auf ihre Kosten. Diese Abwechslung führte
dazu, dass die Batschkapp mal von einem laustarken, tanzfreudigen
Publikum in ihren Fundamenten erschüttert wurde, um einige
Minuten später in einem Meer winkender Hände die plötzliche
Harmoniebedürftigkeit der Anwesenden gezeigt zu bekommen. Dieses
Wechselbad der Gefühle, einzig ausgelöst durch die Songs
der Münsteraner, führten dazu, dass das Konzert zu einem
ganz besonderen wurde. Die knapp 700 Anhänger der Band hatten
sichtlich ihren Spaß, was man an den Gesichtern und den tellergroßen
Schweißflecken auf den T-Shirts ablesen konnte.
Und ich? Ja, ich war wirklich froh, den Weg in die hessische Metropole
auf mich genommen zu haben. Es hatte sich gelohnt. Mein Heimweg
verlief dann sogar völlig entspannt und ereignislos. Muss ja
nicht immer Action sein.
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