






|
Schon einmal war Alexx
von Eisbrecher
in Hannover live on Stage, ein Umstand, den er auch während
des Konzerts ins Gedächtnis rief. Damals (vor recht genau fünfeinhalb
Jahren) spielten sie in der Faust vor "grade mal 40, 50 Leuten".
Diesmal sollten es mehr werden, und sicherlich nicht nur das kürzlich
herausgekommene Album "Sünde"
dürfte dazu beigetragen haben, das dem so war. Denn eigentlich
seit der ersten Platte erregt Eisbrecher auch Aufmerksamkeit. Jesus
on Extasy als Vorband sind eine ähnlich interessante Formation
und so freute es, zu sehen, dass Living
Concerts dieses schön verschnürte Paket nach Hannover
ins Musikzentrum geladen hatte.
Jesus on Extasy
Auch die Jungs und Mädels von Jesus on Extasy
mischen die Szene auf ihre Art und Weise auf. Gegründet hat
sich die Formation im Ruhrgebiet Anno 2005 mit den Brüdern
Dorian und Chai Deveraux als Sänger und Gitarrist und seit
Ende 2006 gibt es JOE
in “der” Besetzung mit “Alicia Vayne” an
der Gitarre, “BJ” an den Drums und “Ophelia Dax”.
Letztere ist übrigens auch solo als “Leandra”
bereits aufgefallen, zuletzt mit der Tour mit der Letzten
Instanz (Bericht
bei track4) und der gleichzeitigen Veröffentlichung ihres
ersten Albums “Metamorphine”
(Rezension
bei track4). Bei JOE
tobt sie sich statt am Klavier am Keyboard aus. Aber kommen wir
zum wichtigerem Teil, dem Konzert selbst :-)
Das Musikzentrum war durchaus voller als üblich und eindeutig
war auch ein großer Teil der Zuschauer unter anderem wegen
JOE angereist. Bereits nach dem Intro waberte die Stimmung in der
Halle. Mit “Drowning” gab es erstmal eins der älteren
Stücke auf die Ohren, jedoch “erst” ab “Beloved
Enemy” ging die Menge auch richtig mit. Es folgten mit “Change
the World” und “Alone” weitere überzeugende
Darbietungen. Schön war zu sehen, dass die Musiker auf der
Band mit genauso viel Hingabe bei der Sache waren wie das Publikum,
dass sie bespielten. “Assassinate Me” folgte als Nächstes
und damit der Song, der sie letzten Endes auf weitem Raum auf den
Tanzflächen erst bekannt gemacht hat. Auch “Puppet”
gilt als Klassiker und eins der Edelsteine des ersten Albums, deshalb
wurde es wohl gleich nachgeliefert. Mit “Lies” und “Church
of Extasy” ging es dann langsam dem Ende zu, um unvermutet
mit “Neochrome” noch einmal richtig Radau zu machen.
Mehr Lust als Anhören hat eigentlich nur noch das Tanzen selbst
gemacht, und das hat die versammelte Gemeinde dann auch fleißig
geübt. Erfreulich insbesondere am Ende, denn “Neochrome”
zählt doch eher zu den (für Gothic-Ohren) schwerverdaulicheren
Stücken.
Insgesamt war das durchaus ein sehr ausgewogenes
Set mit etwa gleichviel Liedern sowohl vom alten Album “Holy Beauty” (2007) als auch vom aktuellen “Beloved Enemy”,
das auch noch nicht ganz ein halbes Jahr alt ist.
Ich habe nach dem Konzert noch kurz Gelegenheit
gehabt, Ophelia und Dorian noch ein bisschen auszuquetschen zum
Thema Musik und Identität. In beiden Fällen war die Aussage
der Befragten, dass für sie die Band nicht nur ein Teil ihres
Alltags, sondern regelrecht Lebensmittelpunkt geworden ist. Ophelia
meinte dazu, dass sie sich auch fast ausschließlich über
Musik definieren könne, das sei genau ihre Persönlichkeit
und ohne Musik wäre auch das alles dahin. Dorian war es noch
wichtig, zu erwähnen, dass er auf der Bühne auch genau
er selber sei, und das das auch den anderen Bandmitgliedern so gehe.
“Wir spielen nichts, wir sind nur wir selbst”.
Auf jeden Fall wünsche ich dieser bemerkenswerten
Combo noch viel Erfolg auf ihrem weiteren musikalischen Weg und
dass sie es weiterhin schaffen, diesen mit vollem Herzen zu leben!
Eisbrecher
Gefühlt recht flott ging der Umbau vonstatten
und gegen 10 Uhr bestieg der Hauptact die Bühne. Nach einem
knackigen Intro stieg Eisbrecher
auch gleich in das aktuelle Album “Sünde”
(Rezension
bei track4) mit dem Titelsong ein. “Kann denn Liebe Sünde
sein”? Die Antwort ist natürlich “Nein”,
also auf die Zwölf und weiter. Alexx war wie gewohnt anfangs
im Navy-Look unterwegs, also Nichts, was bei der versammelten Damenwelt
schlecht ankam ;-)
Mit “Angst” wechselte Alexx in die Zeit des Debutalbums.
Damals wirbelte Eisbrecher
eine Menge Staub auf, weil sie ihrem Album zwei Rohlinge zum Selbst-Brennen
beilegten. Sicherlich nicht der ungeschickteste Schachzug, um sich
ins Gerede zu bringen, aber die Zeit hat gezeigt, dass das Duo Alexx/Noel
mehr drauf haben, als Agent Provocateur zu spielen. “Antikörper”
vom gleichnamigen Album von 2006 haute in eine ähnliche Kerbe
und auch, wenn es als Song damals ein bisschen neben der Single-Auskopplung
“Vergissmeinnicht”
verloren war, sich als richtig gut tanzbarer Track erwies. Soweit
man das in dem Genre “tanzen” nennen kann natürlich.
Für mich war damals genau dieser Song, mit dem sich Eisbrecher
in der Neuen Deutschen Härte ernsthaft etablierten, aber nicht
als reine Rammstein
oder Megaherz-Kopie.
Alexx hatte inzwischen die Menge famos in der Hand legte richtig
los.
Auch “Phosphor” und “Willkommen im Nichts”
zeigten sich als altbekannte, aber nicht minder mitgesungene Stücke
und mit “Herzdieb” gab es wieder ein aktuelles Lied.
“Leider”, “Alkohol” und “Mein Blut”
folgten und Alexx schoss sich weiter auf die Menge ein, machte Witzchen
und hatte einfach Spaß. Beim bereits erwähnten “Vergissmeinnicht”
gab es natürlich kein Halten mehr seitens des Publikums und
nach “Zu Sterben” als Überleitung auf “Schwarze
Witwe” ging die Party weiter. Um es so zu sagen: Es wurde
warm :-)
Mit “Heilig” und “Venus” war die Vorrunde
erstmal absolviert, aber natürlich nur kurz, denn die Zugabe
wurde, wie zu erwarten war, sehr stürmisch gefordert.
“This is Deutsch” zündete da genau richtig und
nach “Ohne Dich” gabs als letzten Song noch “Miststück”
auf die Ohren. Muss man gar nicht erwähnen, dass jeder in Sicht-
und Hörweite mitbrüllte.
Großartig und bisher in diesem Genre quasi
ungesehen war die Selbstironie, die zwischen den Songs mal mehr,
mal weniger deutlich rauszuhören war. Als Bayer im “hohen
Norden” bei “This is Deutsch” teilweise in Landestracht
(bairischer wohlgemerkt) auf die Bühne zu gehen, darf man schon
als gewagt bezeichnen. Als amüsant erst recht. Witzig auch
die Schäkereien mit dem Publikum zwischendurch. Da wird schonmal
ne halbe Flasche Whiskey ins Publikum gereicht “Aber dass
du das nicht nur für dich behältst!”.
Den Mix aus alt und neu fand ich persönlich
sehr angenehm, da ich -von einzelnen Liedern mal abgesehen- noch
keinen rechten Bezug zum neuen Album aufbauen konnte. In meinen
Augen war es eins der Besseren, auf jeden Fall eins der energiegeladensten
Konzerte.
Was bleibt noch zu sagen? Das Konzert war super, die Stimmung und
der Sound fast durchgehend richtig gut und ich war erst 3 Uhr morgens
noch mit Musik im Ohr im Bett. Besseres kann man von einem Konzertbesuch
eigentlich nicht erwarten, oder?
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass dies eins der letzten Konzerte
mit Alicia Vayne als Bandmitglied von Jesus on Extasy sein sollte.
Die Band zieht allerdings die Tour weiterhin durch.
>>>
Hier geht es zum Interview mit Alexx
|