In Extremo, Die Apokalyptischen Reiter & Korpiklaani auf der Waldbühne (Northeim) 12.07.2008
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Ius Primae Noctis - Manche mögen sich von
diesem Begriff an die Schulzeit erinnert fühlen, andere vielleicht
an diverse Bücher, die in weiterer Form das Mittelalter zum Inhalt
hatten, wieder andere könnten sich an "Braveheart"
erinnert fühlen. Nicht wenige jedoch dürften damit inzwischen auch
die aktuelle Tour von In Extremo
verbinden
"Das Recht der ersten Nacht", so lautet der Begriff
übersetzt. In früheren Zeiten verband man damit Unterdrückung durch
die Lehenschaft und den Lehnsherr, der sich damit vorbehielt, eine
frisch vermählte Braut in der Hochzeitsnacht zu besitzen. Für die
Mittelalter-Rock-Combo jedoch ist dies das Stichwort, um ihr
kürzlich erschienenes Album "Saengerkrieg" zum ersten Mal
live vorzustellen.
Für diese Tour ausgewählt wurden ausschlie�lich Freilichtbühnen in
ganz Deutschland und Österreich, um den Fans etwas ganz Besonderes
zu bieten.
Am 12.07.2008 war das in Northeim auf der Waldbühne
der Fall, lokaler Veranstalter war Living Concerts
aus Hannover. Die Location war auf jeden Fall sehr passend. Bei den
alten Germanen befand sich an dieser Stelle eine Thing-Stätte und
damit ein Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation und Politik
zwischen den Stämmen. Von den Nazis dementsprechend
instrumentalisiert wurde die Stätte nach dem Zweiten Weltkrieg
bewusst als Platz der Kulturen rehabilitiert und dient seitdem den
unterschiedlichsten Event als Bühne.
Ca. 1500 Fans reisten an, um In Extremo und ihre Vorbands live sehen
zu können.
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Korpiklaani (FIN)
Als erste Vorband betraten Korpiklaani recht
pünktlich ca. 18:20 die Bühne. Angeblich bedeutet der Bandname
"Klan des Waldes", aber ich vertrete die These, dass es
eigentlich ein finnisches Sammelwort für Bier, Frauen und die Jagd
nach Selbigen ist. ;-)
Die Folk-Metaller aus dem kalten Norden wussten mit ihren
vier Alben bisher vor allem auf dem europäischen Festland zu
überzeugen. Das aktuelle Album "Korven Kuningas" erschien
just diesen März bei Nuclear Blast. Parallelen zu
bekannteren Folk- und Viking-Metal-Bands wie zB. Finntroll sind
durchaus erkennbar, laut Sänger Jonne Järvelä liegt das aber eher an
den gemeinsamen Wurzeln als an der individuellen Art zu musizieren.
Der Auftritt selbst war zwar nach einer knappen Stunde wieder vorbei, aber durchaus genie�bar. Insbesondere, weil Korpiklaani sich live wegen der eingängigen Melodien und der englischen Texte hauptsächlich auf ihre englischen Spa�lieder beschränken. Gro� angekündigt waren zum Beispiel der "Hunting Song", der zu obiger These über die Bedeutung des Bandnamens führte.
Für Fans melodischen Metals dürfte Korpiklaani zwar kein Geheimtipp mehr sein, aber definitiv lohnenswert.
Positiv anzumerken bleibt wohl noch, dass sich, anders als das üblicherweise bei Viking-/Folk-Metal-Konzerten der Fall ist, der Andrang der offensichtlich rechts gesinnten Bevölkerung in deutlichen Schranken hielt.


Finnisches "Musikantenstadl"
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Juho Kauppinen

Kalle �Cane� Savijärvi

Jaakko �Hittavainen� Lemmetty
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"Fuchs"

"Volk-Man"

"Lady Cat-man"
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Die Apokalyptischen Reiter (GER)
Nach der Umbauphase betraten noch vor der Dämmerung die -recht
bekannten- Apokalyptischen Reiter die Waldbühne.
Knapp zwei Wochen vorher kam die EP "Der Weg" auf
den Markt, die Arbeit zum dazugehörigen Album ist inzwischen wohl
abgeschlossen und wird am 29.August unter dem Namen
"Licht" bei Nuclear Blast erscheinen.
Zum Konzert erschienen die Reiter in ihrer neuen Besetzung mit
"Lady Cat-Man" (ersetzt den langjährigen Gitarristen
Pitrone) und hübsch bemalt, zumindest Fuchs und Volk-Man. Das
Publikum freute sich über die gute Show und sang kräftig mit, soweit
das ging.
Die meisten Lieder waren vom aktuellen Album "Riders on
the Storm" von 2006, manche von "Have a Nice Trip"
(2003) und vom "Durchbruch-Album" "All You need is
Love" von 2000. Auch die Single-Auskopplung "Der Weg"
wurde natürlich gespielt.
Die Publikumsbespa�ung seitens der Band kam ebenfalls nicht zu kurz:
Beim Song "Du kleiner Wicht" wurde eine Schaumkanone
eingesetzt, ein Song später bei "Reitermania" gab es ein
Schlauchbootrennen auf den Köpfen/Händen der Fans und auch die
"Wall of Death" kam zum Einsatz. Mit "Ghost"
wurde der Auftritt dann auch würdig beendet.

Die "Reiter" in Aktion
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In Extremo
Eine längere Umbauphase nach Anbeginn der Nacht stellte die Fans auf
eine harte Geduldsprobe, doch gegen halb zehn wurde diese belohnt,
denn In Extremo bestiegen die Bühne.
Zuerst etwas enttäuschend war die ungewohnt normale
Aufmachung der Band, ein Mitglied spielte gar in Jeans und T-Shirt.
Zudem gab Sänger Michael "Das Letzte Einhorn" Rhein zu
Protokoll, dass er eine Viertelstunde vor dem Auftritt erst
aufgewacht sei. Solche "Zugeständnisse" an den Auftritt
dämpfen die Begeisterung wohl ein bisschen, allerdings war dieser
Eindruck schnell wieder vergangen, als die eigentliche Show losging:
Wie bei den In Extremo-Konzerten üblich, wurde der Auftritt von
einer Feuershow begleitet, die auf der Freilichtbühne entsprechend
eindrucksvoll ausfiel. Etwas ungewöhnlich, aber als Fotograph mal
eine nette Abwechslung war, dass der komplette Fotograben verdutzt
zwischendurch nach auf die Bühne gerufen wurde, um ein tosendes
Publikum abzulichten :-)
Beim Song-Repertoire konnte man wahrlich nicht meckern: Vom
aktuellen Album kamen natürlich einige Stücke, wie zum Beispiel
"Frei zu sein","Saengerkrieg", "Mein
Sehnen" und "Esta Noche". Aber auch die
"Klassiker" kamen nicht zu kurz, denn das Programm war
gespickt von Songs wie "Villeman og Magnhild", "Ai
vis lo Lop" und, nach mehrmaligem Anspielen kurz vor dem
Schluss der "Spielmannsfluch".
Fazit: Die gro�artige Atmosphäre auf der Waldbühne hat die
Rechnung aufgehen lassen, denn die kleinen Falten und Krähenfü�e
wurden damit abgeschminkt. Die Routine und Live-Erfahrung der Band
tat ihr Übriges und lie� das Konzert zu dem Erlebnis werden, das In
Exremo wohl erstrebt hat.

In Extremo
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"Das Letzte Einhorn"

"Dr Pymonte"
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Zum Abschluss noch eine wichtige Info zudem für alle, die keine Chance hatten, ein Konzert der "Ius Primae Noctis"-Tour zu besuchen: Das Konzert in der Museumsmeiele Bonn am 31.07. wird von LIVEDOME live im Internet übertragen. Eine Auflistung aller Webseiten findet sich bei den In Extremo-News.

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